Drehen Sie das Rad durch Betätigung des Reglers rechts unten und bringen Sie die farbigen Punkte in Bewegung. Hören Sie genau zu.Jeder Punkt stellt eine Note dar. Die Note wird gespielt, wenn der Punkt die Linie kreuzt. Die verschiedenen Drehgeschwindigkeiten erzeugen ein Spiralmuster: der innerste Punkt schließt einen vollen Kreis, während der nächste Punkt zwei Kreise vollendet, der dritte Punkt dreimal umrundet und so weiter. Synchronisierte Musik und Bilder erzeugen hypnotisierende und fast hypnotische Ergebnisse. Die Whitney Music Box wurde von Jim Bumgardner geschaffen, der die visuellen Ideen des Animationspioniers John Whitney als Grundlage benutzte, um den so genannten "inkrementellen Drift" in ein musikalisches Format zu bringen.



Im Detail: Dieses fesselnde Applet wurde inspiriert von den Animationen von John Whitney (1917-1995), einem Filmemacher, der vor dem digitalen Zeitalter mit Animationstechniken forschte und experimentierte, die durch mathematische und mechanische Regeln gesteuert sind. In den 1950er Jahren experimentierte Whitney mit Pendeln, Zahnrädern, mechanischen Artefakten und frühen Analogrechnern kombiniert mit Kameras zur Herstellung von Kurzfilmen mit Linien und Punktendes Lichts, er galt als Pionier des Videos als einer plastischen Form der abstrakten Kunst. In den 1960er Jahren nahm er digitale Computer auf und widmete seine Karriere der Computergrafik-Kunst, mit Kurzfilmen und Filmen als Permutationen (1968), Arabesque (1976), oder Mondtrommel (1991).
1980 veröffentlichte Whitney das Buch Digital Harmony, in dem er seine Experimente zur Visualisierung von Musik mit Computergrafik beschreibt. Insbesondere erklärt er seine sog. "inkrementelle Drift" nannte, einen Algorithmus zur Bestimmung der Position von  Teilchen, wobei jedes Teilchen von der vorherigen Lage durch eine einfache Regel "abgewichen" ist; eine Art von Differential Regel, die durch Integration zu einem ursprünglich unerwarteten, globalen Verhalten führt. Whitney gab in seinem Buch ein Beispiel für diese spiralförmige inkrementelle Drift. Im Jahr 2006 hat der Programmierer und Disney-Animator Jim Bumgardner Whitneys Ideen aufgenommen und ein interaktives Applet erstellt, es synchronisierte Töne zu Whitneys Spiralen. Bumgardner prägte den Begriff "Whitney's music box" und das Applet ist seitdem im Internet beliebt. Mathematisch lässt sich das Applet recht einfach beschreiben. Jeder Punkt bewegt sich entlang eines konzentrischen Kreises und bewegt sich mit einer Winkelgeschwindigkeit proportional zu seinem Radius. Mit anderen Worten: jedes Mal, wenn der innerste Punkt einmal um den Kreis läuft, läuft der nächste zweimal, der übernächste dreimal, und so weiter. Der Gesamtsollwert für die Rotationsgeschwindigkeit wird geregelt durch den Schieberegler. Jeder Punkt spielt einen bestimmten Ton (zugeordnet in der chromatischen Tonleiter), wenn der Punkt die horizontale Linie kreuzt. Diese Drehungen erzeugen wechselnde Spiralmuster und Akkorde, wenn mehrere Töne gleichzeitig erklingen. Die Rotationsgeschwindigkeit erzwingt eine rhythmische Kadenz von Tönen, die die Geometrie des Musters widerspiegelt und die Konsonanz und Dissonanz der Töne in der Tonleiter bewirkt. Diese Spieldose ermöglicht die Visualisierung musikalischer Harmonie auf angenehme Weise. Spielerisch und zugleich herausfordernd fällt die Vorhersage von Klang und Muster vielen recht schwer. Dieses Werkzeug soll Bewunderung und ein bisschen selbsthypnotische Erholung erzeugen. Genießen Sie die Spieluhr!
AUTOR DER AUSSTELLUNG: ERIC LONDAITS (IMAGINÄR).
INSPIRIERT VON DER AUSFÜHRUNG VON JÜRGEN RICHTER-GEBERT.
TEXT: ERIC LONDAITS UND DANIEL RAMOS (IMAGINÄR).

Link zur Software: https://imaginary.github.io/whitney/?screenControls=1&showLines=2


Referenzen:
https://krazydad.com/blog/2006/04/23/visual-harmony
https://boingboing.net/2016/04/11/john-whitney-music-box-a-psyc.html
https://jbum.com/papers/whitney_paper.pdf
John Whitney. Digitale Harmonie: Über die Komplementarität von Musik und visueller Kunst